Die ziehenden Störche kehren alljährlich im Frühjahr zum Horst des Vorjahres zurück, sind also Nesttreu. In Herzensangelegenheiten nehmen es die Störche mit der Treue nicht so genau: Wenn der Partner des Vorjahres auch wieder den Weg ins traute Heim findet, gut so. Wenn nicht, hält man eben nach einem anderen Lebensabschnittsgefährten Ausschau! Ums Nest wird dagegen heftig gekämpft, denn daran fühlen sich die Störche gebunden. Ein Neuankömmling hat es also erst einmal schwer, es sei denn, er entpuppt sich als der Stärkere im Revierkampf.
Der Luisenpark beherbergt die größte innerstädtische Weißstorch-Kolonie Mitteleuropas. Das Anwachsen der Kolonie auf aktuell 28 Brutpaare hat eine nunmehr 24-jährige Geschichte. Die Anzahl der Störche im Luisenpark schwankt immer wieder, insgesamt aber ist die Tendenz leicht steigenden.
1985 siedelte sich das erste Wildstorchenpaar im Park an und brütete erfolgreich. Das Storchenmännchen, genannt Manfred, lebt noch heute im Park. In diesem Jahr wird er 30 und ist einer unserer nachweislich ältesten Störche. Störche gab es bereits seit Bundesgartenschauzeiten (1975) im Luisenpark, in Volieren und auf der Stelzvogelwiese. Durch Nachzucht und Zuzug wuchs die Kolonie immer weiter an. Jedes Jahr zwischen Mai und Juni schlüpfen im Luisenpark durchschnittlich 50
Weißstörche. Diese werden von Mitarbeitern des Regierungspräsidiums Karlsruhe beringt und in einer Kartei erfasst. Anhand der Beringung kann ihr weiterer Werdegang verfolgt werden.
Während in diesem Winter weniger als 20 Störche im Park geblieben sind, haben sich die meisten der 28 Brutpaare, die im vergangenen Jahr im Luisenpark gelebt haben, sich Ende August in Richtung Süden aufgemacht. Bei der Route der Störche unterscheidet man zwischen Ost- und Westroute. Während die Ostrouteüber Bulgarien, die Türkei, Israel und Ägypten nach Ost- und Südafrika führt, fliegen die Luisenpark-Störche entlang der Westroute über Frankreich, Spanien, die Maghreb-
Staaten nach Westafrika und verbringen ihren Winter nicht selten in Mali oder Mauretanien. Einige der Störche bleiben aber auch in Andalusien, Marokko oder Algerien.
Den Störchen und ihrer Reiseroute ist übrigens auch das diesjährige Parkfest, das am 4. Juli im Luisenpark steigt, gewidmet. Auf den Spuren der Störche können Besucher eine kulturell-kulinarische Reise entlang der Westroute bis nach Afrika unternehmen. Mit spanischen Tapas, Flamenco, französischem Rotwein, Baguette und Chansons und vielen anderen Programmpunkten, auch aus Afrika, kann man vom Luisenpark an diesem Sommerabend nur sagen: Hier steppt der Storch!
Autor: wepi
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